Zeitungsbericht des Badener Tagblatt
Interview mit dem PMCO-Leiter Ray
›Abdruck des BADENER TAGBLATT vom 09.12.2022 Seite 21
Baden-Baden/Mityana – Mit rund 46.000 Euro an Spenden aus Baden-Baden wurde auf Anregung der früheren Oberbürgermeisterin Margret Mergen (CDU) ein Schulprojekt in der Region Mityana im knapp 6.000 Kilometer entfernten afrikanischen Uganda unterstützt. Mit der Förderung aus Mittelbaden wurde rund 75 Kilometer westlich der Hauptstadt Kampala eine Schule gebaut.
In Deutschland gibt es immer wieder Probleme vor Schulen, weil Eltern Kinder mit dem Auto bringen oder abholen – und damit auch Kinder gefährden. Gibt es das auch in Uganda?
Aliganyira: Es hängt sehr davon ab, in welchem Bereich oder Umfeld Kinder zur Schule gehen. Die Qualität der Bildung – und ob es eine Chance für Kinder gibt, eine akademische Ausbildung zu erhalten – hängt stark von dem Preis ab, den man für die Schule zahlen kann. Die Spanne liegt zwischen 20 Euro pro Schulterm (drei Monate Unterricht und einen Monat Ferien) und 8.000 Euro pro Semester. Wenn man zu den teureren Schulen geht, kommen fast alle Schüler in Autos, aber der Verkehr ist sehr gut organisiert und keine Kinder werden in Gefahr gebracht. Die billigeren Schulen sind hauptsächlich Schulen tief in ärmeren Gebieten und Dörfern, wo die Leute keine Autos haben. Das übliche Schulkonzept in Uganda ist das Internat, sodass viele Kinder das ganze Semester in der Schule wohnen.
Wie kommen die Schüler zur Schule?
Aliganyira: Einige Eltern sind in der Lage, ihre Kinder auf sehr gute Schulen zu schicken, die sich hauptsächlich in Kampala, der Hauptstadt Ugandas, befinden. Es ist üblich, sein Kind dann in eine Schule nach Kampala zu schicken, auch wenn die Familie sieben Stunden von der Schule entfernt lebt. In dem Fall bleiben die Kinder drei Monate in der Schule und kommen nur für die Ferien zurück. Kinder, die sehr günstige und lokale Schulen besuchen, leben entweder ganz in der Nähe der Schule oder sie leben so tief im Dorf, dass sie viele Kilometer laufen müssen, um zur Schule zu gelangen – in beiden Fällen gehen sie morgens zu Fuß und am Nachmittag zurück. Diese lokalen Schulen bieten oft kein Internat an, denn die Menschen in diesen Gegenden können sich die damit verbundenen Extrakosten nicht leisten.
Wie groß sind die Klassen und wie viele Lehrer unterrichten in der Schule?
Aliganyira: Die Klassen sind viel größer als in Deutschland. Es ist immer ein Lehrer pro Klasse/pro Fach, der zwischen 50 und 80 Kinder unterrichtet. Aus diesem Grund ist die einzige Unterrichtsmethode der Frontalunterricht.
Gäbe es die Schule ohne finanzielle Unterstützung aus Deutschland?
Aliganyira: Nein. Die Kinder, die wir in unserem Programm haben, könnten dann überhaupt nicht zur Schule gehen, sondern sie müssten auf Feldern arbeiten, Grabungsarbeiten machen oder andere einfache Jobs bekommen, um sicherzustellen, dass sie genug Geld für eine Mahlzeit am Tag haben. Die Familien und Eltern, mit denen wir arbeiten, können sich nicht einmal die billigste Schule leisten, die 20 Euro pro Semester kostet, da ihr monatliches Einkommen viel geringer ist. Jetzt, da die Kinder zwei bis drei Mahlzeiten pro Tag in der Schule bekommen, müssen sie sich keine Sorgen mehr machen, Geld für ihr eigenes Essen zu verdienen und dürfen einfach Kind sein.
Gibt es Pläne für eine Expansion?
Aliganyira: Ja, wir haben viele Pläne, den Campus zu erweitern. Wir möchten eine weiterführende Schule bauen, damit die Ausbildung für die Kinder nicht nach der Grundschule aufhört und auch einen Kindergarten errichten, damit wir auch viel jüngere Kinder aufnehmen können. Wir planen auch eine Gesundheitsstation, in der wir nicht nur den Kindern, sondern der gesamten Community medizinische Versorgung bieten können.
Wir möchten auch mehr Land kaufen, ein landwirtschaftliches Projekt starten und die Eltern unserer Kinder und Menschen aus der Umgebung beschäftigen. Das Essen, das die Kinder in der Schule essen, möchten wir hier selber anbauen. Eines der Hauptziele der Organisation ist, eine selbst versorgende, nachhaltige Organisation zu werden.
Wenn Sie die Wahl hätten: Welche Schule würden Sie persönlich am liebsten besuchen: eine in Deutschland oder eine in Uganda?
Aliganyira: Ich bin dankbar, dass ich die Möglichkeit hatte, in Uganda zur Schule zu gehen und sogar eine Universität zu besuchen. Aber wenn ich wählen könnte, würde ich gerne in Deutschland zur Schule gehen. Ein Hauptgrund dafür ist, dass Bildung kostenlos ist und ein Kind nicht mit der Angst aufwächst, nicht mehr zur Schule gehen zu können, wenn die Eltern ihren Job verlieren oder krank werden und nicht mehr arbeiten können. Ich glaube auch, dass das Bildungssystem in Deutschland praktischer ausgerichtet ist. Kinder werden dazu erzogen, unabhängig zu sein, Fragen zu stellen, für ihre Rechte einzustehen, proaktiv zu sein. Nicht so in Uganda, wo Kinder trainiert werden, wie Roboter zu lernen, nur um Prüfungen zu bestehen, aber oft keine ganzheitliche Ausbildung erhalten, um ein selbstständiges Leben zu führen. Ich habe das Gefühl, dass dem ugandischen Bildungssystem hier viele Dinge fehlen und es einem „Clean-Up“ des Systems bedarf.
Das Gespräch führte Bernd Kamleitner.
Link zum Zeitungsbericht: https://epaper-bt.badisches-tagblatt.de/?issueid=6108&pageno=21&printstoryguid=af242f32-9585-46ee-add0-0c8b4ed591cd&free=true
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